Seit 26 Jahren das gleiche Spiel. Mein Mann war die reinste Spaßbremse. Alles war ihm zu teuer und zu anstrengend. Die wenigen Freunde die er hat, war er auch noch im Begriff zu vergraulen. Das Wort Spaß hatte dieser Stoffel gänzlich aus seinem Wortschatz verbannt. „Warum lässt du dir das gefallen, du musst etwas ändern, du gehst daran zugrunde“, predigte meine Schwester Karo immer wieder. Sie hatte Recht, jetzt ist Schluss damit. Jetzt bin ich auch mal dran und werde mich aus der Isolation befreien. Irgendwas musste ich gegen diesen Langweiler unternehmen. Die Gelegenheit würde sich bald ergeben. Besonders Karo würde gewiss eine Lösung einfallen. Ich lachte innerlich schadenfroh, wenn ich an seine Zornesfalten auf der Stirn dachte und sein verkrampftes, erschrockenes Grinsen, wenn er vor vollendeter Tatsache stand.
Die Vorbereitung
„Schatz“, säuselte ich ihm vor dem Tag X ins Ohr. „Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende einen schönen Spaziergang durch die Weinberge machen?“
Irgendwie musste ich ihn aus dem Haus locken, schließlich sollte das sauber bleiben, ich wollte auf keinen Fall Spuren hinterlassen.
„Bei dem Wetter? Nee danke“, war sein Kommentar.
„Am Wochenende ist aber schönes Wetter angesagt, dann gehen wir zum Wetterhäuschen am Steilhang und betrachten unser Dorf zur Abwechslung mal von oben.“
Mürrisch schaute er mir hinterher, als ich in die Küche ging, um Karo anzurufen.
„Karo, den kriege ich so nicht aus dem Haus. Er bewegt seinen Hintern einfach nicht vom Fleck. Wir müssen uns was anderes einfallen lassen“, wisperte ich verzweifelt zu ihr.
„Komm einfach alleine an die besagte Stelle. Mir wird schon was einfallen“, flüsterte sie zurück, damit auch ja keiner Verdacht schöpft.
Der Plan
Der Tag X nahte. Langsam bekam ich Bauchschmerzen. War es wirklich der einzige Weg? Gab es nicht doch eine andere Lösung?
„Nun, was ist, machen wir unseren Spaziergang?“ Es war mein letzter Versuch ihn zu bewegen.
„Nee, geh mal alleine. Keinen Bock“, murrte er und zappte im Fernsehen.
Nun gut, dann ging ich eben alleine. Karo würde gewiss etwas einfallen. Am steilen Hügel angekommen, war alles vorbereitet. Mein Herz raste.
„So, meine Liebe“, sagte sie, „jetzt rufen wir deinen Faulpelz an und du sagst zu ihm, du hast dir den Knöchel verstaucht. Dann muss er kommen und dich holen.“
„Na hoffentlich, sonst war alles für die Katz“, erwiderte ich und wählte mit dem Handy seine Nummer. Er stöhnte zwar am anderen Ende, war aber dennoch bereit mich zu holen. Mein Herz raste immer schneller, rasch versteckten wir uns hinter den Büschen an der Hütte. Ich hörte sein Auto über den Feldweg langsam herankommen, mir wurde schlecht. Meine Schwester nickte mir zu und flüsterte: „Wird schon klappen.“ Der Wagen hielt an, es herrschte Totenstille. Mir stockte der Atem als ich sein grimmiges Gesicht hinter der Autoscheibe sah. Er stieg aus und schaute suchend über die Weinberge. Langsam ging er zum Steilhang und blickte in die Tiefe. Dann drehte er sich ratlos um. Sah ich da etwa Angst in seinen Augen? Gemächlich schritt er auf das Wetterhäuschen zu, kam immer näher. Ich wäre am liebsten davongelaufen. Dann gab meine Schwester das Zeichen: „Jetzt!!!!…..“ Gleichzeitig sprangen wir aus dem Gebüsch hervor. „Happy Birthday to you….“, brüllten alle Gäste und umringten meinen Mann. Wie erwartet stand mein Gatte völlig perplex in der Menge und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. „Glückwunsch zu deinem 50sten, du Geburtstagsmuffel“, säuselte ich und küsste ihn. „Endlich habe ich es wahr gemacht und eine Geburtstagsfeier für dich organisiert, gegen die du dich seit 26 Jahren gewehrt hast. Prost.“
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Weitere Kurzkrimis von mir:
Nicht jeder Schatz macht reich
Tag X
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