Ein Nachbar ist gestorben und mich ereilte ein religiöser Kulturschock! Keine angenehme Sache, zumindest nicht für die Lebenden. Als höflicher Nachbar und weil mein Mitgefühl den Hinterbliebenen gilt und ich gerne tröste, bin ich mit zur Beerdigung. Es war mir ein Bedürfnis die Familie moralisch zu unterstützen und in schwerer Stunde zu stärken. Also das war zumindest meine Intension, ganz aus dem Bauch heraus und ehrlich, weil ich meine Nachbarn sehr mag.
Die Beerdigung in den Grundzügen
Kapelle – ewiger Rosenkranz – kurze Rede – „sixth feet under“! Fertig! Also das dachte ich dann, als der Sarg in das Loch herabgelassen wurde. Aber weit gefehlt, nach der Beerdigung ging es zur Kirche und da erlebte ich den religiösen Kulturschock II, den ich nur mit diesen Worten verarbeiten kann. Mir fehlt das völlige Verständnis für eine solche Zeremonie – aber gut, jedem das Seine.
Die katholische Kirche
Die katholische Kirche hat mich heute eines gelehrt: „Du bist ein Sünder!“ und vor allem der Tote war ein Sünder: „Vergib ihm seine Schuld!“ – was für eine Schuld? Die Schuld, dass er leben durfte?
Der Rosenkranz
Ich weiß nicht, warum man einen Rosenkranz betet, der gefühlte 100 Mal die Maria anspricht und vom „Vater unser…“ kurzweilig unterbrochen wird. Meditation stelle ich mir anders vor. Nach dem gefühlten 50zigsten „Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnaden…, du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesu … blabla… bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes – Amen!“ habe ich nur gehofft, das möge schnell ein Ende finden, sonst fahre ich auf in den Himmel und kreuzige den, der schon tot ist, nochmal. Das war Gehirnwäsche vom Feinsten. – gut ich entschuldige mich, das war wohl blasphemisch.
Die Ewigkeit
Hat sich die Katholische Kirche und überhaupt die Religion mal Gedanken über die „Ewigkeit“ gemacht? Dieser Pfarrer hat in laufender Wiederholung die Ewigkeit an der Seite Gottes gepriesen … wozu? Intensivieren wir doch mal das Wort „Ewigkeit“ – ewig Leben? Stellt man sich vor, auf Erden ewig zu leben, gäbe es kein Leben mehr, weil die Erde vollkommen übervölkert wäre, es gäbe nichts mehr zu essen und die Neandertaler wären auch noch unter uns …
Warum soll das im Himmel anders sein und warum? Warum muss ich ewig leben? Ist es nicht die Intensivität des Lebens und die Weitergabe dessen was wir an Erfahrungen gesammelt haben, die wir als „ewiges Leben“ einfach nur an unsere Nachfahren weitergeben, um sie zu schützen?
„Du darfst das nicht hinterfragen!“, sagte man mir, weil ich völlig geschockt von dieser Predigt und den stetigen Wiederholungen der Sündenvergebung und diesem Ewigkeitsgesülze war. Es gab während der Predigt nicht ein menschliches Wort, nur Phrasen, hohles Geschwätz und sinnfreie Lieder über die „Heiligkeit des Herren“ und seinem gelobten Sohn, der uns von den Sünden befreit hat.
Die Sünde
Du bist aber auch ein Sünder! Dein ganzes Leben ist eine Sünde. Der Pfarrer hat auf dieser Beerdigung die Sünde bestimmt 50-mal ausgesprochen und um Vergebung gebeten. Der Verstorbene hat mir noch mehr leidgetan, weil ich fest davon überzeugt bin, dass er kein Sünder war, sondern einfach nur ein Mensch, und zwar ein ganz netter und Lieber, der seine Kinder groß gezogen hat, sie ernährt hat und der seine Frau gepflegt hat und zwar mit LIEBE! Wie kann ein Mensch ein Sünder sein, wenn er liebt?
- … Herr erbarme dich
- … bitte für uns Sünder
- … befrei uns von den Sünden
- … vergib uns unsere Schuld
Die Schuld
Um die Schuldfrage zu klären, müsste man tiefer in die Materie der Bibel reinschauen. Aber ich glaube die Schuld fing bei Adam und Eva an, weil die ja die verbotene Frucht vom Baum genommen haben und auch noch aßen. Seit Bibelgedenken, also länger als 2000 Jahren muss man nun als Christ um Vergebung bitten, weil die zwo so dämlich waren und sich nicht an die Regeln gehalten haben. „Herr erhöre uns …“
Die Auferstehung von den Toten
Ach ja – dann war da noch die Auferstehung von den Toten!
„Jesus ist am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten!“ (Wir wissen ja heute, dass das wohl eher anders war und Fanatiker ihn geklaut haben müssen) – war das nun wieder blasphemisch? – ich entschuldige mich erneut!
Also wenn dem so ist und wir dem Glauben folgen und hoffen, dass wir am dritten Tag wieder auferstehen, warum vergräbt man uns dann am dritten Tag? Ich dachte in dem Augenblick; „Junge, Du hast grad Deine Chance verpasst, mach hinne, öffne den Sargdeckel, hüpft raus und rette Dich!“ – Mist, hab vergessen, der Sarg war zugeschraubt, er konnte gar nicht raus.
Mein Wunsch
Leute last es krachen, wenn ich tot bin. Streut meine Asche in den Wind und freut Euch, dass ich leben durfte und ein Teil von Euch war. Macht ne Party, singt habt Spaß, weint im Stillen, wenn Euch danach zumute ist, aber wünscht mir weder die Vergebung meiner Sünden, noch das ich im Himmel ewig verweilen darf, das würde mich zu Tode langweilen.
In Gedenken an unseren Freund Hajo! Wir vermissen Dich und Du lebst in unseren Gedanken und der Erinnerung an Dich weiter – aber auch das ist nicht ewig!
ff.. Kurt und Margot!
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