Wie ich zwei Anzugträger geistig rückwärts vom Grundstück fegte – in Gummistiefeln
In-Sekten-Vasion
Ich hatte früher schon Begegnungen mit Sekten und ihren fliegenden Bibelvertretern. Damals war ich oft überrumpelt, hilflos, manchmal sogar ein bisschen wütend – und meistens froh, wenn ich die Tür rechtzeitig zuknallen konnte, bevor sie mir noch „Wachtturm“ und Weltuntergang ins Haus tragen konnten.
Doch irgendwann – ganz fromm in meiner Meditation – sprach ich ein Gebet:
„Lieber Gott, wenn es nochmal passiert … lass mich bitte so wach und klar sein, dass ich ihnen diesmal mit Würde, Liebe und einer Prise Henoch begegnen kann.“
Und Gott so: Challenge accepted.
Die Szene – wie aus einem himmlischen Sketch
Es war einer dieser Tage, an dem ich mich mehr nach Erde als nach Himmel fühlte – Gummistiefel an, Gartenhandschuhe, Strohhut tief im Gesicht, bereit fürs Unkrautziehen und Hühnerflüstern. Der Himmel nieselte drohend, aber meine Seele war sonnig. Plötzlich: Dingdong!
Ich rief laut über den Hof: „ICH KOMME!“ – durchquerte Haus und Flure wie Gandalf auf Kräuterkur, schlüpfte zur Seitentür hinaus … und da standen sie:
Zwei feine Herren, schwarz beanzugt, Mitte 20 bis 30, einer mit zwei ominösen Leder-Mäppchen unterm Arm. Ich schwöre, einer sah aus, als hätte er heimlich mit den Mormonen geübt.
Ich zog die Handschuhe aus, lächelte milde wie die Madonna auf Valium und sagte:
„Na, ihr habt aber Mut, bei DEM Strohhut zu klingeln.“
Aber anstatt sich vorzustellen, kam direkt der Bibelhammer: „Wir möchten mit Ihnen über Jesus Christus sprechen.“
Ich innerlich: Ah. Jehovas Zeugen. Schnell reagieren. Atmen nicht vergessen.
Ich lächelte noch breiter und sagte:
„Oh, Bibel? Da bin ich ganz bei Ihnen. Besonders das Buch Henoch – die gefallenen Engel, die Nephilim, die Annunaki … richtig spannend, oder?“
Der eine blinzelte wie ein Kaninchen bei Fernlicht. „Meinen Sie die Apokryphen?“
Ich: „Nein, das Buch Henoch. Aus der Bibel entfernt, aber in Äthiopien noch drin. Da steht mehr Wahrheit drin als in mancher Steuererklärung.“
Sein Gesicht: 404 – Wissen nicht gefunden.
Also legte ich nach. Ich erklärte ihm, dass die Offenbarung des Johannes im Grunde gar keine Endzeit-Netflix-Serie ist, sondern ein innerer Transformationsprozess. Die Siegel? Das Ego. Die Posaunen? Deine Ahnungen. Das Tier? Naja … manchmal dein Schwiegervater. Alles passiert IN DIR – für dein Erwachen.
Der Effekt war magisch. Sie entfernten sich – langsam, aber sicher – wie zwei Teenager, die versehentlich im Yogastudio gelandet sind.
Der Abgang – mit Karte, Charme und einem Hauch Satire
Ich rief ihnen hinterher:
„Möchtet ihr mir wenigstens noch eine Karte dalassen? Ich mache gern Werbung für außergewöhnliche Besuche.“
Einer drehte sich um und reichte mir eine JW.ORG-Karte. Auf mein Nachhaken, ob ich ihn auch persönlich erreichen könnte, bekam ich:
Micha Meyer, 01577 6388244, fam.meyer.wol@gmail.com
Ernsthaft? Mensch Meyer! Hätt‘ er mir noch ein Abo vom Goldenen Blatt angeboten, wär der Tag perfekt gewesen.
Ich nahm die Karte, verbeugte mich innerlich (in Gummistiefeln), bedankte mich für das heilige Schauspiel – und wusste: Ich habe bestanden.
Fazit:
Früher war ich das Reh im Scheinwerfer. Heute bin ich der Scheinwerfer.
Ich bin geblieben: in meiner Wahrheit, in meinem Garten, in meinem Humor.
Und Jesus? Der hat bestimmt auf meiner Schulter gesessen und sich beömmelt.
Also, liebe Leserinnen und Leser:
Wenn sie das nächste Mal bei euch klingeln, denkt an Henoch, holt tief Luft – und lasst euer Licht strahlen. Und falls ihr nur Gummistiefel tragt: Umso besser. Wahrheit braucht kein Kostüm.
Amen. Oder wie wir Erleuchteten sagen: Aho & Abfahrt.
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