Die Comedy/Satire geht weiter. Ich bin unschlüssig, was man in der reGierung unter Re-sozialisieren versteht oder eben nicht. Die Menschen werden weggesperrt und an der Kette geführt, dabei bekommen sie so viel, daß sie gerade noch überleben und stets im Mangel gehalten, damit Zorn aufsteigt und somit Neid, Haß, Mißgunst etc. Fatal nur, du darfst deine Wut nicht leben, dann bist zu sofort in Einzelhaft 24 Stunden am Tag, so lange, bis zu keine Wut mehr hast. Sie machen dich mürbe, die meisten kommen nach den Monaten, Jahren im Knast als gebrochene Menschen da raus, völlig hilflos, völlig alleine, völlig verängstigt.
Alltäglicher Wahnsinn
In Teil I, habe ich Euch den groben Alltag geschildert. Doch das ist lange nicht alles, denn diese Routine zieht sich für viele Insassen über Jahre hinweg. Es ist ein sehr mieses Gefühl, „wegen anderen“, unschuldig im Gefängnis zu sitzen und noch mehr Einschränkungen annehmen zu müssen, wo die Welt dort draußen doch schon genug Einschränkungen bietet. Wie kann sich eine Seele entfalten, wenn Sie unterdrückt wird.
Wochenende
Am Wochenende wird die Zelle erst um 11:00 Uhr aufgeschlossen, dafür gibt es keinen Mittags-einschluß, bis 18:00 Uhr, sonst von 9:45 Uhr bis 19:00 Uhr mit Ausgang von 13:00 Uhr bis 14:30 und dann Einschluss bis 15:00 Uhr. Wer in seiner Mittagszeit nicht in den Minihof (Halber Tennisplatz) möchte, wird eingeschlossen. An heißen Tagen wurde eine mobile Dusche von Gardena/oder ähnliches installiert und die Mädels konnten eine Wett-T-Shirt-Party machen – zum Glucksen der Wärter. Ja, auch das gibt es im Knast, Wärter und Insassen, die einander zugeneigt sind. Nachts gehen manche Türen auf und nach längerer Zeit wieder zu. Ab und an sieht man an den Knutschflecken am Hals, was geschehen ist.
Mittagessen
Es gibt nur eine Mahlzeit am Tag. Mittags um punkt 11:30 Uhr fährt der Kantinenwagen an und Insassen kümmern sich unter dem Argus-Auge eines Wärters/Schließers um die Verteilung. Die Rationen waren abgezählt, wenn etwas übrig blieb wurde es verteilt. Nur an Obst und Gemüse kam sehr wenig rüber. Ein Stück Salatgurke, eine Tomate, eine Banane, ein Apfel – ja ne nicht an einem Tag, sondern ein Stück jeden Tag. So bekommt jeder Delinquent Brot (4 versch. Sorten), Käse oder Wurstaufschnitt, ein Stück Obst/Gemüse, Portionsware an Marmelade, Schokolade etc. Das warme Essen war ganz nett und wie schon erwähnt ging man auf meine Veggie-Wünsche ein. Ich weiß gar nicht, wie man mittels dieser Ernährung dick werden kann. Ich habe nicht gehungert, dennoch 5 Kilo abgenommen – in 18 Tagen – sehr seltsam.
Sie haben Post
Auch ein Phänomen. So stellte ich fest, das Briefe, die mit Maschine geschrieben wurden und wo im Adressat ein Dr. xxx steht oder ein Computerunterschriebenes Teil ist, schneller zugestellt werden, als handgeschriebene Briefe. Der erste Brief erreichte mich Mitte der ersten Woche, also so nach 6 Tagen. Es waren Briefmarken drin, die ich abgeben musste, nur der Wächter durfte die Briefmarken belecken. Seltsam, der Brief an mich gerichtet, hatte keinen Poststempel. So nahm ich den Umschlag mit und sendete ihn zurück mit einem Brief von mir. Tja, denken … – ja sicher schauen die zuvor in die Briefe und kontrollieren sie. Dann stecken sie die Teile wieder in einen neuen oder den alten Umschlag und kleben ihn zu, also wie neu sozusagen. Zukünftig durfte ich nicht mal mehr die Umschläge behalten, sondern nur den Inhalt. Warum wohl? Was die Dauer der Zustellung betrifft, so war ich bereits 3 Tage daheim, als der Brief an meine Tochter gerichtet in ihrem Briefkasten lag.
Einkauf bei Edeka
Alle 14 Tage darf bei EDEKA eingekauft werden. Du bekommst einen Einkaufszettel, auf dem du dir die vorgegebenen Waren ankreuzen kannst, nebst einem Kontoauszug, wie viel Geld du ausgeben darfst. Dabei darf die Rate von 20 Euro nicht überschritten werden, bei Sichteinkauf, also im kleinen Wühltisch nach brauchbarem suchen oder 176 € Taschengeld pro Jahr. Das macht 14,95 € pro Monat, die du ausgeben darfst. Solltest du Arbeitsfähig sein, dann darfst du von diesem Geld auch etwas ausgeben – aber teil dich ein. Wenn du mit deinem Tabak und Co. nicht haushaltest, wird’s eng mit dem Vergnügen.
Wenn der Zettel ausgefüllt ist, kommt eine Woche später der EDEKA und hält deine Kiste fertig gepackt bereit. Du kontrollierst den Einkauf und unterzeichnest den Empfang. Prima Geschäftsmodell, du bekommst das, was sie haben, nicht das was du bestellt hast. Also mit hochwerter Markenware ist das so ne Sache.
Du kannst auch Dinge von Amazon bestellen lassen von außen, wenn die Wächter es erlauben. Auch hier bekommst du das was du gibst. Je mehr Zuwendung ein Wächter bekommt, umso eher bekommst du was du willst. Also immer schön freundlich lächeln.
Besuchszeiten
Auf Antrag – wie sonst, darfst du besucht werden. Selbst habe ich nicht teilgenommen und wollte das auch nicht. Daher hier die Erzählung der Insassen: Der Besuch darf an einem Automaten Zigaretten für dich kaufen und schenken, ebenso eine Vorgabe an Obst und Gemüse. Alle weiteren „Geschenke“ gibt es auf Antrag und dürfen nur durch die Schleuse, wenn erlaubt.
Viele Weiber, hatten minderjährige Kinder daheim, beim Vater, der Mutter oder Verwandten oder im Heim. Es ist sehr schwer einen Besuchstermin mit Kindern zu bekommen, weil ja das Jugendamt noch mitredet, ob das Kind einen Besuch im Knast überhaupt überleben wird. Es gab viele Tränen der Verzweiflung aber auch viele Tränen, wenn die Insassen einen Bescheid in der Hand hielten, wo der Besuch genehmigt wurde. Grausam diese Molochs.
Die Insassen
Ach herrje, diese armen Geschöpfe Gottes, alle unschuldig im Sinne der Anklage, jedoch nicht vor Gott. Ich traf auf sehr liebenswerte und ehrliche Seelen, die ihr Herz ausschütteten, daß es mich schüttelte. Die meisten von Ihnen wurden mit Methadon gefüttert, soll ja angeblich gegen Krebs helfen, den Drogenabhängigen nicht, es war stellenweise ein kalter Entzug, den sie durchmachen mussten, weil die Dosen entsprechend verringert wurden, ohne direkte ärztliche Kontrolle. Einfach nur nach Standard F wie Fick dich.
Jene die sich ganz die Birne weggeschossen hatten kamen gleich in Einzelhaft mit Gummiwand. Aus Erzählungen wurde berichtet, daß diese oft schreien und gegen die Wände hämmern, daß es nur so scheppert. Einmal durften wir nicht mal in die Bücherei, damit wir das Geschrei der armen Seelen nicht hören. Unfassbar!
Sonst war alles vorrätig an Erfahrungen, wie Kleptomanie, Diebstahl, Internetbetrug, Drogenhandel (Eine hat 10 Jahre für Marihuana bekommen, gut, sie hat es halt im großen Stil verkauft – aber 10 Jahre für eine Pflanze die frei in der Natur wächst? Die legalisiert werden soll? Warum wurde sie eigentlich verboten?). Die schweren Verbrechen, wie Raub, Mord, Totschlag kamen direkt in U-Haft oder Gummizelle. Mütter mit Kindern waren in einem anderen Trakt, auch sehr tragisch.
Freizeit
Jo, so ab und an finden auch Events statt. So ergab es sich an einem Wochenende, es war mein ersten, das einer von der Kelly Family auftrat. Bei den Proben durften Gefangene im Hof dabei sein. Ich verzichtete, das Dröhnen der Lautsprecher war mir zu viel und außerdem interessieren mich Konzerte nicht. Nach Einschluss durften dann die Insassen vom Fenster aus das Konzert betrachten, maximal zu zweit in der Zelle, die nach dem Event aufgelöst wurde. Ich war zum Glück auf der anderen Seite und konnte mich dem Krawall entziehen. Eine Insassin flennte wie ein Baby nach der Show und war beseelt, als der Star ihr ein Autogramm gab. Du meine Güte, hat Gott nicht gesagt, du sollst keine Götzen anbeten? Warum macht der Typ das überhaupt, weil du ihm Leid tust? Ne, der will daß du seine Musik kaufst, mehr nicht. Kein Star tut das aus Nächstenliebe. Und wie verkauft man sich?
Kirche
Auf zum Gebet. Wer nicht bis 11:00 Uhr eingeschlossen sein will, geht sonntags in die Kirche. Das bedeutet um 9:00 Uhr fertig zu sein, also angezogen. Die Kirche ist wunderschön und ansprechend, von Satan findet man nur wenige Reliquien oder ich sehe die Kirche mit anderen Augen, als früher. Im letzten Gottesdienst den ich besuchte, gedachten die Seelen einer Verstorbenen 33 Jährigen, die sich in der U-Haft mittels Telefonkabel an der Toiletten-Duschwand aufhing. Angeblich wegen Mobbing. Da frage ich mich, wo waren die Sozialarbeiter? Überall sind Plakate verteilt in allen Sprachen: „Gib Gewalt keine Chance, meldet Euch ….“ – wozu, wenn es doch passiert?
Nach dem Kirchgang, spendet diese eine kleine Wohltat an die Christen in Form von Eis, Keksen, Kaffee und Kuchen oder spenden aus den umliegenden Gewerblichen. Im Hof ist dann für kurze Zeit ein kleiner Jahrmarkt entstanden und die Insassen können sich auch mit anderen Gefangenen aus den anderen Gebäudeteilen treffen und reden. Ansonsten wird alles strikt getrennt – es könnte ja sonst zu einem Aufstand kommen.
Du kommst aus dem Gefängnis frei
Jeden Abend habe ich mir gesagt: “Morgen kommst du raus“. Jeden Abend habe ich die Seelen gespürt, die bei mir waren, ich habe all Eure Gedanken empfangen und mich wohl gefühlt. Dann war es Donnerstag und Ronald teilte mir mit, daß er die Erpressersumme überwiesen hat. Man hab ich mich gefreut. Er hatte sich dann wohl noch mit der Angestellten überworfen, weil die auf Stur schaltete und so musste ich noch bis Montag den 10.07.2023 warten. Mit war sonnenklar, daß die Unterlagen längst im Haus waren. Die Wärter machten kein Hehl draus, eine sagte mir am Freitagabend noch vor dem „Gute Nacht-Kuss“, am Montag sind sie raus. Woher weiß sie das?
Sei immer schön nett zu deinen Angestellten im Amt, dann liegen die Unterlagen auf dem Stapel, statt unten.
Ich war schneller aus dem Knast raus, als drinnen. Vor acht in der Früh, also vor dem offiziellen Aufschluss bekam ich die Nachricht, daß ich gehen darf. Na da brat mir doch einer nen Frosch, so früh, noch vor Dienstbeginn der Staatanwaltschaft … merkwürdig! Die Schließerin, welche mir die frohe Botschaft brachte, meinte nur ich solle meine Sachen packen und schloss mich wieder ein. Ich rief: „ich bin frei!“, warum schließen sie mich noch ein? „Oh, ja, stimmt!“ war die Antwort.
Nach Rückgabe aller geliehenen Dinge, wurde ich durch zwei Büros geschleust, die mir Unterlagen gaben. Darunter die Haftentlassungspapiere und das Geld, welches ich im Knast „erarbeitet“ hatte. Dann stand ich schon auf der Straße und wartete auf Irene.
Die Briefmarken, die Ronald mit sandte haben sie unterschlagen – sei´s drum. Sollen Sie glücklich werden damit. Auch auf die Frage hin, ob ich Regressansprüche an die Anstalt gelten machen möchte, winkte ich ab mit dem Gedanken – „Gott wird für euch sorgen, es ist nicht meine Aufgabe zu richten!“
Ich warte auf Irene
Uiii, endlich, das Tor öffnete sich und noch bevor es oben ankam krabbelte ich unten drunter durch. Tief Luft holen, wo ist Irene, endlich Freiheit. Die Kirchturmuhr zeigte 9:15 Uhr an. Zu früh um sich zu freuen, sie braucht bestimmt 1,5 Stunden hier her. Als ich in der Zelle darum bat mein persönliches Taxi anzurufen, wurde ich gefragt, wer das denn bezahlt … die verstehen nicht mal einen Gag…
Also schlenderte ich die Straße entlang hin und her, barfuß und mit den Blicken der Passanten auf mich gerichtet, ich grinste. „Na, noch nie einen Sträfling ohne Schuhe gesehen?“ Eine ältere Dame kam barfuß mir entgegen, ich sprach sie an: „Auch ein Exot?“ Sie lachte und fing an zu reden, von ihrer Weltanschauung und ging. Eine wundervolle Seele, ganz nach meiner Wellenlänge. Kaum trat ich wieder den Weg in eine andere Richtung an, steht ein Pole vor mir und fragte, ob ich denn polnisch spreche, worauf ich antwortete, ne ich komme vom Mars, da spricht man nicht so. Er lachte von Herzen und sagte dann, du bist eine wunderschöne Frau …. Hahaha. Ich musste lachen, da komm ich aus dem Knast und bekomme Komplimente. Wahrscheinlich war er schon angetrunken, obgleich ich nichts roch, er trollte sich dann wieder.
Dann sah ich das silberne Auto…, das an mir vorbei fuhr. Hey ich bin hier!, doch Irene hatte anderes vor. Sie suchte sich eine Parkstelle, stieg aus, überreichte mir einen kleinen Strauß Blumen aus ihrem Garten, umarmte mich, legte mir einen Pullover über die Schultern und lud mich zum Tee mit selbstgemachten Kuchen ein. Wow, was für eine Begrüßung. Mit dem Kuchen auf dem Schoß fuhren wir dann über Land nach Hause. Herrlich diese Fahrt, alles so grün und lichte und schön – endlich Freiheit genießen.
Und warum das alles?
Es war ein göttlicher Auftrag, dem ich folgen musste. Ja, es war ein Test. Gott wollte wissen, wie sehr wir zusammenhalten und solidarisch sind, wie groß unsere Herzen tatsächlich füreinander schlagen. Und wir haben es ihm bestätigt. Dabei spielte ich lediglich das Opfer (mein Auftrag Gottes) und ihr die Helden (euer Auftrag Gottes). Juchuuu, wir haben eine tolle Erfahrung gemacht und wir haben überlebt. Jetzt starten wir in eine neue, paradiesische Zukunft.
NACHTRAG vom 21.07.2023 – heute waren die Briefmarken im Postkasten – wow – Intuition oder haben die lieben Menschen in der JVA meine Beiträge gelesen. DANKE, hab mich sehr gefreut!!!
Allen anderen verirrten Seelen da draußen, ich verzeihe Euch, denn ihr wisst (noch) nicht, was ihr tut!
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